Schau-und Puppenspiel für alle von 5-99 Jahren
nach dem gleichnamigen Buch von Wolf Erlbruch
Die Ente hat ihr ruhiges und beschauliches Leben geführt, als ein unerwarteter Gast am See auftaucht – der Tod. Nach dem ersten Schrecken entschließt sich die Ente zur Flucht nach vorn und läd den Gevatter zum Gründeln ein. Langsam kommen sich die beiden näher, und am dennoch unausweichlichen Ende ist sogar der Tod ein wenig traurig – aber so ist nun mal das Leben.
Spiel: Martina Couturier und Heiki Ikkola
Musik: Marie Elsa Drelon
Regie: Jörg Lehmann
Puppen: Sabine Köhler
Kostüm: Gaby Keuneke
Die Inszenierung wurde als eine der zehn bemerkenswertesten deutschen Kindertheater-Inszenierungen zum augenblickmal! Festival 2009 in Berlin eingeladen.
Preisträger des Ikarus 2009.
Eingeladen zu zahlreichen Theaterfestivals und Gastspielen in Deutschland, Frankreich, Liechtenstein, Österreich, Tschechien, Schweiz, Russland und Indien.
Im Spiegel der Presse und Juroren
Zitty“Eine der schönsten Inszenierungen der Saison.”
Website des Goethe Instituts
“Ganz einfach sind die Mittel, mit denen Martina Couturier schon Fünfjährigen die Endlichkeit allen Lebens vermittelt: Zwei Handpuppen, ein paar Seile, ein Halbdutzend Requisiten, mehr brauchen die beiden Darsteller nicht, um die behutsame Annäherung zwischen der lebenslustigen Ente und dem gar nicht so furchtbaren Tod zu schildern.”
Nachtkritik von Christine Wahl, augenblickmal! Festival
…Die Produktion vermag aufgrund ihres ästhetischen Zugriffs zu überzeugen. Ganz selbstverständlich auf ihre jungen Zuschauer vertrauend und ohne also überflüssige Erklärungen abzugeben, changieren die Akteure hier zwischen Schau- und Puppenspiel. … Diese ästhetische Entscheidung, statt Illusionstheater zu spielen jeden Handgriff und damit auch jede Emotion auf der Bühne als hergestellt zu zeigen, ermöglicht den Zuschauern zum einen die nötige Distanz, um aus der Identifikation immer mal wieder zum angesichts des Themas tröstlich entlastenden Draufblick zu gelangen. Gleichzeitig wird, ganz spielerisch und angenehm beiläufig, die Genrevielfalt des Mediums mitsamt der Bühnentechnik offen gelegt. Schauspiel, Puppenspiel, Musik: Alles Theater, sagt diese Produktion. Und was für welches!”
Berliner Zeitung
Mit Gevatter ist gut gründeln.
Nichts ist anfangs zu spüren von dem traurigen Thema, um das es in dem Kinderbuch “Ente, Tod und Tulpe” von Wolf Erlbruch geht. Martina Couturier und Heiki Ikkola nähern sich bei seiner Umsetzung behutsam dem Thema Sterben und machen es im Stück für Kinder ab fünf Jahren verständlich. Bis der lauernde Tod wirklich auftritt, sehen sie der Ente beim Tagesablauf zu – Die Ente kostet ihr Leben aus und zeigt dem Tod, wie das geht. Er muss mit ihr gründeln, und als er danach vor Kälte zittert, reibt ihn die Ente trocken und kuschelt sich an ihn, um ihn zu wärmen. … Und als sie dem Tod Urlaubsbilder zeigt – Ente auf Eiffelturm, Ente am Meer – ist auf jedem Foto auch der kleine karierte Kittel zu sehen. Der Tod war immer da. Musikalisch zart untermalt werden die vielen schönen Szenen dieses Stückes von Marie Elsa Drelon. – Am Ende wärmt der Tod die Ente, wiegt sie in seinen Armen. “Jetzt ist die Ente gestorben”, sagt ein kleines Mädchen. Es klingt nicht traurig, eher nach ’so ist das Leben’. Als letztes ist ein Diabild zu sehen: die Ente am Strand, den Schnabel im Wind. Das Leben nach dem Tod als ewiger Tag am Meer.”
hir hir 29.4.2010
Virtuoser, lernender Tod
Bad Vilbel. …Couturier verkörpert den Tod als rätselhaftes und kaum beunruhigendes Phänomen. «Wenn man davon absieht, wer er ist», grübelt die Ente, «ist er eigentlich ganz nett» …
Laudatio (gekürzt) von Prof. Kristin Wardetzky zur Ikarus-Preisverleihung
Was denken Kinder über den Tod? Das Geheimnis, das unauflösbare Rätsel des Todes zieht Kinder magisch an. Mit ihren Fragen treffen sie ins Innerste unserer Ratlosigkeit. Und nun – ‚Ente, Tod und Tulpe’, ein Bilder-Buch und, von diesem inspiriert, eine Inszenierung für Kinder zum Thema Sterben. Unter der Regie von Jörg Lehmann spielen Martina Couturier und Heiki Ikkola. Beide in ihren Arbeiten ungemein umtriebig, grenzüberschreitend tätig, suchend, experimentierend, mit der Begabung für den sorgfältigen Umgang mit dem Detail wie für den großen, philosophisch-ästhetischen Entwurf.
Die Transformation des Buches ins Theater verlangt theatrale Lösungen. Der Raum – schwarz, mit 2, später 3 roten, dehnbaren Lebens-(?)Fäden gegliedert, die beiden hellen Spielwände rechts und links, die Papierbahn als Baum und Reflexionsfläche für die Dia-Show, eine weiße Emaille-Schüssel mit Wasser, das blaue Licht für die Unterwasserwelt – sonst nichts.
Die Ente des Heiki Ikkola und die Figur des Todes der Martina Couturier – stärkere Kontrastfiguren lassen sich kaum denken. Die Ente – personifizierte Lebensfreude, immer in Bewegung, ja in der Bewegung scheint sich der Sinn ihres Daseins zu erfüllen. Dagegen dieser Tod – zunächst als Puppe, dann in menschlicher Gestalt wie ein Schatten, lautlos auf der Bühne. Der Puppe gesellt sich der Mensch, die Schauspielerin zu. Die Grenzen zwischen Puppen- und Schauspieltheater werden fließend. Das Äußere dieser Figur – rätselhaft, androgyn, im statuarischen Gewand dem Erlbruchschen Entwurf folgend, im Gesicht stoische Gelassenheit und Freundlichkeit zugleich. Nichts Furchterregendes, vielmehr eine rätselhafte, aber kaum beunruhigende Undurchschaubarkeit. Die Bewegungen – aufs äußerste reduziert, begleitet vom Knirschen und Knacken der Gelenke, das ist nicht gruselig, sondern einfach nur komisch!
Und dann der erste Kontakt zwischen beiden, Fassungslosigkeit bei der einen, freundliche Selbstverständlichkeit bei der anderen. Nun folgen – hinreißend – die vielen Details im Spiel der beiden; bewundernswert in ihrer handwerklichen Präzision und ihrem Humor. Sie tragen die großen Momente in der Begegnung der beiden Protagonisten – das Erkennen, das Gründeln, der Ausflug auf den Baum, die Lebens-Rückschau, das Steinewerfen.
In diesem Spannungsbogen vollzieht sich etwas Einmaliges, nämlich: Bewegung, Grundprinzip alles Lebendigen, steckt an. Der Tod wird beweglich. Ins Gesicht kommt Ausdruck, also Lächeln, Verwunderung, vor allem Neugier, aber auch Ratlosigkeit. Die Lippen zittern vor Kälte, freudiges Aufleuchten der Augen, wenn die Ente ihn wärmen will – den kalten Tod! Das Miteinander wächst, wird enger, der Tod entdeckt die Freude des Lebendigen und am Lebendigen, hat seine staunende Freude daran, ja er scheint zu vergessen, was seines Amtes ist.
Oder ihres Amtes? Bis zum Schluss könnte er Tod und Tödin sein.
So, wie der Tod mehr und mehr vom Lebendigen angesteckt wird und Lebendigkeit gewinnt, so nimmt die Lebenskraft der Ente ab. Am Ende ist sie nur noch müde. Was für ein wunderbarer, magischer Moment, wenn die Hände des Todes zögernd nach der Ente tasten, unendlich vorsichtig, unendlich langsam, unendlich zärtlich, wenn er die Puppe vom Arm des Spielers abstreift, und wie ein Kind in seinen/ihren Armen bettet. Da ist es still, ganz still.
Was wäre all dies ohne die virtuose Musikerin Maria Elsa Drelon! Sie ist nicht Begleiterin, sondern Spielpartnerin. Sie ist ja auch Ansprechpartnerin der Ente, und: ihre Musik erzählt die Geschichte mit. Ein Großteil der Heiterkeit, des Humors verdankt die Inszenierung den Geräuschen und Melodien, die sie den Instrumenten entlockt. Was kann man da für krude Töne hören, wie viel ungezähmte Lust steckt in den einfachen, wiederkehrenden Melodien! Es sind eben nicht nur die Spieler, die die Figuren verlebendigen, die Musik ist es in gleichem Maße auch. Und wenn dann am Ende nur einfach die Stille im Raum steht, dann stockt das Herz.
Eine wunderbare Inszenierung, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen tief bewegend und berührend. Komisch und ernst, laut und leise, zart und burschikos, licht und dunkel – einfach hinreißend!
Einen herzlichen Glückwunsch der Jury für diese Entscheidung, einen herzlichen Glückwunsch dem Inszenierungsteam!